Wir besitzen heute eine einzige Geschichte der Echternacher Abtei, die von den Mönchen sel-ber geschrieben wurde: Das Werk von Philipp Becker, einem Benediktiner, der Mitte des 18. Jahrhunderts Archivar in der Abtei war. Er kannte sein Archiv gut und konnte so eine Geschichte der Abtei schreiben zu einem Zeitpunkt, als sowohl das Archiv als auch die Bibliothek noch voll-ständig erhalten waren und täglich von seinen Mitbrüdern benutzt werden konnten. Erst nach seinem Tod wurde, zur Zeit der französischen Revolution, ein Teil des Archivs verschleppt, ein anderer Teil geplündert, viele Dokumente verschwanden. Becker kannte sie noch alle.
Becker wird dabei mit denselben Problemen konfrontiert, die zwei Jahrhunderte später Camille Wampach bedrücken: die Datierung der ältesten Dokumente und die Erkenntnis der geographischen und persönlichen Namen. Interessant wird es immer, wenn beide verschiedene Lösungen vorschlagen oder wenn Becker ein Dokument vorstellt, das Wampach entgangen ist.
Becker versucht, dem Leser eine Synthese der Geschichte der Abtei zu vermitteln. Er muss also nicht unbedingt jedes Dokument erwähnen: manchmal schreibt er ein Regest, manchmal schreibt er einen ganzen Text ab, manchmal mit, manchmal ohne Kommentar. Er bemüht sich, dem Leser die Vielfältigkeit der Ereignisse mitzuteilen. Er tadelt nicht, er lobt nicht, er be-schreibt. Becker ist ohne Zweifel eine Bereicherung für die Forschung, auch wenn er sich nur auf Dokumente beruft, die in Echternach lagen.
Vollständige Titelangabe:
Pierre Kauthen und Paul Schiltz (Hrsg.): Philipp Becker, OSB (18. Jahrhundert): Geschichte der Abtei Echternach (Publikationen aus dem Stadtarchiv Trier, Bd. 6). Aus dem Lateinischen übersetzt, mit Übersetzung und Kommentar. Trier: Verlag für Geschichte & Kultur 2021, ISBN: 978-3-945768-13-6, Preis: 29,50 €.