„Die Hanse ist vergangen. Aber ihr Name lebt weiter … in dem kraftvollen hanseatischen Geist …“ (Konrad Maß, 1926). Auch wenn dieser Geist oft missbräuchlich in Anspruch genommen worden ist, so bleibt die Geschichte der Hanse ein spannendes Forschungsfeld. Der kleine Sammelband enthält fünf Aufsätze, die sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit tradierten, aber auch mit „postmodernen“ Hansebildern auseinandersetzen und einen Beitrag leisten wollen zu einem besseren Verständnis der Hanse, die selbst, so lange es ging, bemüht war, die Zeitgenossen über die eigene Verfasstheit im Unklaren zu lassen. Im Einzelnen geht es um die Frage, wie die Hanse trotz ihrer „molluskenhaften“ Existenz (v. Brandt) jahrhundertelang im Ost- und Nordseeraum eine dominierende Rolle behaupten konnte, es geht um das binnenhansische Raumgefüge und die Bedeutung der regionalen Städtegruppen innerhalb der Hanse, um die schon unter den Zeitgenossen strittige Frage nach der Zugehörigkeit zur hansischen Gemeinschaft wie auch um aktuelle Tendenzen in der Wahrnehmung der Hanse.
Vollständige Titelangabe:
Volker Henn: Die Hanse – Einheit in der Vielheit? Trier: Verlag für Geschichte & Kultur 2022, 162 S., ISBN: 978–3–945768–29–7, Preis: 24,90 €.
Rezensionen:
- Dabei nimmt er auf die politische Instrumentalisierung des Forschungsgegenstandes durch nationalliberale, nationalsozialistische und marxistische Historiker Bezug und warnt ausdrücklich vor der Überhöhung „struktureller Ähnlichkeiten“ etwa zwischen der Hanse und der Europäischen Union, weil die Hanseforschung „darauf achten sollte, nicht wieder dem Zeitgeist zu erliegen und in den Dienst politischer Gegenwartsforderungen gestellt zu werden“. (Iwan Iwanov)
- Für […] verschafft die Publikation einen hilfreichen Überblick über Henns Thesen über die großen Hansefragen und Einsicht in die Komplexität der Verhältnisse der Hansestädte untereinander. Die größere Bedeutung liegt dabei vor allen in den detaillierten Studien zu den Verhältnissen der Städte in der Hanse auf regionaler Ebene. (Bart Holterman)
- Die immer noch anhaltende Forschungsdiskussion über die in diesem Band angesprochenen Fragen wird an den hier festgehaltenen profunden Einsichten nicht vorbeigehen können, zumal der Rezensent sich dem Plädoyer für ein nüchternes Hansebild gerne anschließt. (Harm von Seggern)